Die Leseratten

Wir sind gerade dabei, unsere Bibliothek mit einem Bestand von 1700 Bänden auf drei öffentliche  Schulen und unsere neu gegründete Prana-Förderschule in der Nähe von Mahabalipuram zu verteilen. Die Bücher für kleine Kinder verbleiben bei uns, da wir wegen der massiven Spendeneinbrüche nur noch eine erste Klasse betreiben können.  

Die Studentin war so froh mit ihren Büchern, dass ich sie ihr schenkte. Ihre Augen leuchteten und sie sagte ganz andächtig,  das seien ihre ersten eigenen Bücher und sie werde sie in Ehren halten. Ich bot ihr an, noch andere Bücher, die sie braucht oder die ihr gefallen, mitnehmen zu dürfen. Da hatte sie vor Glück Tränen in den Augen, und mir war klar, dass die Bücher in ihrem Privatbesitz besser aufgehoben waren als in jeder Bibliothek. Ganz offensichtlich hat sie ihre Freude über das Bücher-Geschenk nicht für sich behalten. Denn in den folgenden Tagen kamen ältere Prana-Kinder und Studierende und fragten, ob sie Bücher mitnehmen dürften.

In den Gesprächen mit den Schülerinnen und Schülern und den Studierenden ist mir klar geworden, dass sich für alle diejenigen, die Bücher abholten, ein Traum erfüllt hatte: Der Traum, einmal ein eigenes Buch zu besitzen.

Und für mich ist auch ein Traum in Erfüllung gegangen: Dass über unsere Prana-Bibliothek, die ein einziger Spender eingerichtet hatte, richtige Leseratten hervorgegangen sind, die Bücher zu schätzen wissen. Trotz oder gerade wegen der Überflutung mit anderen Medien. Ich bin mir sicher, das Bewusstsein über den  Wert von Büchern werden die jetzigen Leseratten einmal an ihre Kinder weitergeben.