Förderung von Mädchen

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Förderung von Mädchen

PRANA Projekt - Non-Profit-Verein
Veröffentlicht von Hilde Link · 6 Februar 2021
Immer, wenn ich wieder einmal gehört hatte, dass in unserer Gegend eine junge Frau trotz guter Ausbildung zwangsverheiratet worden ist und für den Rest ihres Lebens der Schwiegermutter zu dienen hat, versank ich im Trübsinn. Ich fragte mich, welchen Sinn das überhaupt haben soll, in unserer Schule Mädchen zu fördern.

Ach, dachte ich dann resigniert, das ist ja doch alles sinnlos, gegen diese gesellschaftlichen Zwänge über Ausbildung ankämpfen zu wollen. Das ist ja doch nur ein Kampf gegen Windmühlen. Jedes Mal erzählte mir dann unsere Schuldirektorin, sie ist auch die Direktorin einer staatlichen Schule und eine der wenigen Frauen, die ein hohes Amt im Schulrat für ganz Indien bekleidet, wieder einmal ihre eigene Geschichte: Ihr Eltern waren arm, schickten sie aber dennoch in die Schule. Wie durch ein Wunder wurde sie an Pateneltern aus der Schweiz vermittelt, die dieses kleine, begabte Mädchen förderten. „Und jetzt?“ schloss sie ihren Lebenslauf dann immer ab, deutete auf sich, lachte und wartete darauf, dass ich wieder neuen Mut schöpfte.

 
Seit Kurzem finden diese Art von „Gesprächen“ zwischen unserer Schuldirektorin und mir nicht mehr statt. Weil es dazu so gut wie keinen Anlass mehr gibt. Ja! Indien verändert sich!

Die Frauen haben auch in diesem Land erkannt, dass sie stark sind, dass sie sich durchsetzen können, Frauen, die wissen, dass sie ein Recht auf Ausbildung haben, und dass sie sich von den Männern nichts mehr gefallen lassen müssen. Dieser neue Geist herrscht sogar im Slum vor unserer Schule.

Die Väter sind jetzt stolz auf ihre Töchter, auf ihre Ausbildungen, auf ihr Selbstbewusstsein. Und ein wenig mögen sie wohl auch froh sein, dass sie nicht mehr die Verantwortung für ihre Töchter tragen müssen, dass sie keine Mitgift mehr bezahlen müssen, die ihr Leben und das der gesamten Familie für immer ruiniert.
 

Inzwischen sind mehr als die Hälfte unserer geförderten Kinder Mädchen, junge Frauen muss man eigentlich sagen, die ein hervorragendes Abitur gemacht haben und die studieren. Und die sich nicht verheiraten lassen.
 
 
Foto Radmilla Kerl


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