Giri, der Berg
Veröffentlicht von Hilde Link · 15 Januar 2021
Der Junge auf dem Foto heisst Giri. Das ist übersetzt aus dem Tamil: Der Berg.
Giri ist gleich nach dem Tsunami in unsere Förderschule gekommen. Sein Abitur hat er glänzend bestanden, und eigentlich stand dem Studium nichts mehr im Wege, denn wir fördern auch „unsere“ begabten Kinder bis zum Studienabschluss.
Aber Giri ließ sich nach dem Abitur nicht mehr blicken. Unsere Schuldirektorin rief ihn an, er hob nicht ab. Sie fuhr persönlich zu ihm nach Hause – Giri ist nicht da, hieß es. Nach einem zähen Kampf kam Giri schließlich doch zu uns in die Schule. Er hatte erfahren, dass ich da bin und dass ich vorhatte, ihn zu besuchen. Giri kam und berichtete mir unter vier Augen, voller Scham, dass er nicht studieren könne. „Aber wir bezahlen Dir doch die Ausbildung als Darlehen,“ warf ich ein und verstand nicht.
Es stellte sich heraus, dass er in einem Laden arbeitete, um seine Familie über Wasser zu halten. Der Vater war gestorben und niemand verdient etwas, denn im Haushalt gibt es nur Frauen, die außer kochen und dem Mann dienen nichts gelernt haben.
Ich bin froh, dass wir alle in Prana so beharrlich waren, denn wir haben eine Lösung gefunden, um Giri und der Familie zu helfen: Giris Studien–Darlehen haben wir erhöht, so dass er dieses Jahr sein Studium „Computer Science“ beginnen kann und auch seine Familie überleben wird.
Die Chancen, eine gut dotierte Arbeit in einer der zahlreichen Computer-Firmen zu bekommen, stehen sehr gut. Und dann wird Giri alles zurück bezahlen, damit auch anderen in Notsituationen geholfen werden kann.